Behind the Scene
Gregor Knipper von Jabra gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen
Es wird so oft vom People Business gesprochen. Aber was wissen wir denn schon wirklich von den People, mit denen wir Business machen? Ist es so, dass man im Business weniger Rolle spielt und mehr Mensch ist als früher? Oder ist es eine zusätzliche Rolle, die man spielt? Gregor Knipper von Jabra gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen, ganz ohne Maske.
SQUT: Was macht Gregor Knipper aus?
Knipper: Auf mich kann man sich verlassen und ich erreiche meist die Dinge, die ich mir vornehme oder die man von mir erwartet. Dabei versuche ich eine Situation von allen Seiten zu betrachten und es muss gerecht und menschlich zugehen. Humor und manchmal auch schwarzer Humor sind mir wichtig, um den Wahnsinn erträglich zu machen. Mitunter sagen mir die Leute auch eine gewisse Rastlosigkeit nach. Die bleibt aber nicht aus, denke ich, wenn man mit einer Organisation in einer schnelllebigen Zeit und einer sehr agilen Branche Schritt halten will und dazu einen gewissen Hang zum Perfektionismus hat.
SQUT: Was ist Deine Leidenschaft und wofür stehst Du?
Knipper: Zu meinen Leidenschaften gehört der Wille, Dinge langfristig und nachhaltig aufzubauen. Ein Team, einen Markt, notwendige Strukturen, verlässliche Beziehungen, einfach alles, was es braucht, um auf Dauer Erfolg zu haben. Und davon sollten alle Beteiligten profitieren, die Mitarbeiter:innen gerne und freiwillig mitmachen und vor allem soll das Gebilde nicht gleich bei der ersten Krise aus der Bahn fliegen.
SQUT: Was davon trägt zu Deinem Erfolg bei Jabra bei?
Knipper: Maßgeblich zum Erfolg tragen meine Kolleg:innen und Mitarbeiter:innen bei. Und das ist nicht einfach so ein Spruch. Wir schauen seit vielen Jahren, dass es im Team passt und wir die richtigen Charaktere zusammenbringen. Das färbt dann automatisch auf die Kundenbeziehungen ab und somit konnten wir über einen langen Zeitraum enge Partnerschaften aufbauen und das schafft einfach Vertrauen. Auch wenn es vielleicht abgedroschen klingt: Teamgeist ist das A und O in einer Organisation.
Außerdem darf ich sagen, dass wir schon auch richtig coole Produkte verkaufen dürfen, die in vielen Segmenten technologisch führend sind. Mit unseren Headsets und Kameras lösen wir sofort und konkret echte Probleme bei den Kund:innen. Wir können da in der Vorteilsargumentation sehr schnell auf den Punkt kommen.
Zu meinem Erfolg trägt aber auch bei, dass ich trotz internationaler Konzernmatrix immer noch weitgehende Freiheiten habe, unternehmerisch zu denken und zu handeln. Wir können Dinge ausprobieren, dürfen Fehler machen und haben das Privileg, im Sales und Marketing unsere Geschichten erzählen zu können und nicht einfach nachplappern müssen, was die Zentrale vorgibt.
SQUT: Was gibt Dir Kraft für deinen Job?
Knipper: Die ist einfach da, sowas kommt immer von innen, hat aber viel damit zu tun, dass ich die eben genannten Freiheiten habe. Es ist sehr motivierend, zu sehen, wie sich die Dinge weiterentwickeln, wenn man Kund:innen und Mitarbeiter:innen auf ihrem Weg begleiten darf. Über die Jahre sind zudem viele Freundschaften entstanden, großartige Leute, mit denen man durch dick und dünn geht. Ich glaube übrigens nicht an die oft beschworene strikte Trennung zwischen Job und Privatleben. Im positiven Sinne kann das eine sehr glückliche Kombination sein. Und wenn ich mit Kolleg:innen mehr Zeit verbringe als mit der Familie, dann dürfen die auch gerne sympathisch sein und nicht nur professionell im Geschäft.
Schlussendlich geht das alles aber auch nur, wenn es jemanden gibt, die einem in privaten Dingen über viele Jahre zu Hause den Rücken freihält. Gott sei Dank habe ich mit meiner Frau Tini einen solchen Menschen!
SQUT: Wo liegen Deine persönlichen Stärken und Schwächen?
Knipper: Zum Beispiel dieses Interview zu geben, ist keine große Freude. Auch wenn ich mich mittlerweile gut kenne, rede ich nicht gerne über mich. Ich weiß aber, dass ich gut darin bin, bei Leuten schnell Stärken zu erkennen und die richtigen Menschen zusammenzubringen. Ich kann das große Ganze sehen und die passende Geschichte erzählen, um die Leute mitzunehmen. Im Gegensatz zu vielen Big-Picture-Menschen sehe ich jedoch auch die Details, die notwendig sind, um ans Ziel zu kommen und kann diese in eine Struktur bringen.
Mein Drang, die Dinge immer weiter zu verbessern, lässt mich manchmal vergessen, dass die Leute auch gelobt werden wollen und müssen. Daran erinnert mich aber Gott sei Dank mein Team immer wieder. Ach ja, ich kann den Leuten auch ganz schön auf den Keks gehen ?
SQUT: Was bereitet Dir besondere Freude?
Knipper: Oh, da gibt es vieles. Wenn wir im Team etwas erreichen und besser sind als die anderen, ist das schon cool! Ich bekomme regelmäßig Gänsehaut bei außergewöhnlichen Sportereignissen, Fangesängen (lang ist’s her) bei Schalke 04 oder wenn irgendwo der Underdog gewinnt. Meine Jungs spielen beide in Bands und das ist besonders bewegend, wenn die auf der Bühne stehen und es wird im Publikum getanzt und gefeiert (aber auch das ist leider nicht möglich zurzeit). Im Übrigen kann ich mich totlachen über Loriot, der hat mit unglaublichem Humor nahezu alles, was es gibt, durch den Kakao gezogen und seine Marketing- und Verkaufsgeschichten über Betten, Stoffe, Anzüge, Staubsauger, Wein, Versicherungen und vieles mehr sind unerreicht.
SQUT: Mit was kann man Dich auf die Palme bringen?
Knipper: Wenn die falschen Leute befördert oder gelobt werden. Wasser predigen und Wein trinken. Schubladendenken passiert leider viel zu schnell, zu oft, und wenn dann im Team die Offenheit oder Geduld fehlt, dies aufzudröseln und differenzierter zu Ende zu denken. 200 Mal am Tag die Sicherheitsabfrage der IT eintippen oder Cookies bestätigen oder mit sonstigen Verkomplizierungen aller Art zu kämpfen, sind alles Dinge, die meine Geduld sehr stark strapazieren.
SQUT: Was schätzt Du an Deinen Freunden oder Mitarbeitern?
Knipper: Das sind zum einen sehr klassische Dinge wie Ehrlichkeit und Loyalität. Ich erwarte Offenheit. Wenn Mitarbeiter:innen oder Freund:innen anderer Meinung sind, möchte ich das hören, sonst geht es ja nicht weiter (im Übrigen auch von den Kund:innen). Ich schätze herausfordernde Diskussionen und vor allem Humor. Guter, schlagfertiger Humor kann ein Zaubermittel sein, auch aus einer festgefahrenen Debatte wieder herauszukommen. Im Beruf wie im Privaten geht es nicht ohne Kritikfähigkeit und den Willen, sich weiterzuentwickeln.
SQUT: Welche Aufgaben machst Du gerne und welche weniger?
Knipper: Mit allem, was nicht sinnstiftend oder unnütz ist oder künstlich verkompliziert wurde, kann man mich jagen. Ich kann gut mit meiner Frau über Ordnung diskutieren und auch darüber, wie voll man Schränke und Schubladen füllen darf, aber damit ich noch weiter zu Hause wohnen darf, muss das als Antwort genügen und fast alles andere macht mir ja auch richtig Spaß.
SQUT: Arbeit Du lieber mit Zahlen oder mit Worten?
Knipper: Ich mag Worte und Zahlen, je nachdem wie es passt und mit wem man es zu tun hat. Wie so oft kommt es auf die richtige Kombination an und mit wem ich was erreichen will. Mit starken Worten kann man wunderbar Bilder in die Köpfe der Menschen malen. Zahlen können genauso wichtig sein, aber nur dann, wenn sie wirklich richtig angewendet und korrekt bewertet werden. Was nutzen einem beispielsweise Quartalsübersichten, wenn die Kund:innen schon seit zwei Monaten nichts mehr kaufen? Wenn ich darf, empfehle ich beim Thema „Zahlen“ gerne das Buch Factfulness von Hans Rosling und beim Thema „Worte“ alles von Rene Borbonus. Beides wunderbare Autoren, die mich viel zum richtigen Umgang mit Worten und Zahlen inspirieren.
SQUT: An welchen persönlichen Dingen oder Traditionen hängst Du besonders?
Knipper: Ich habe schon erwähnt, wie sehr ich an der Musik hänge und könnte mich den ganzen Tag berieseln lassen. Fast alles wird durch Musik intensiver und stimmungsvoller. Ein guter Sound wirkt Wunder in jeder Lebenslage und kann zumindest mich sogar aus einem richtigen Tief holen. Karneval ist großartig und überhaupt feiern. Am meisten hänge ich wohl am guten Kochen, Essen und Trinken mit den richtigen Leuten, mit Freund:innen, mit der Familie, gerne „open end“. Gerade das fehlt mir im Moment besonders.
SQUT: Was war bisher Dein schönstes Erlebnis, wenn Du an Deine Arbeit bei Jabra denkst?
Knipper: In fast 20 Jahren bei Jabra passierten viele tolle Dinge: besondere Erfolgsmomente oder legendäre Kunden- oder Mitarbeiterfeste. Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, als wir mit Klapptischen, Tischdecke und Jabra-Banner auf den Hausmessen der Distributoren aufgeschlagen sind und im Baumarkt um die Ecke noch ein paar Blumen zur Deko gekauft haben. Vergleicht man das mit unserer Professionalität und unseren Auftritten heute, dann ist schon viel passiert. Wenn ich aber zurückblicke, dann war eines der Highlights sicher meine Bewerbung bei Jabra 2001, damit hat schließlich alles angefangen. Dabei war das für mich damals eine echte Herausforderung, nicht nur weil es um ein internationales Unternehmen ging und viele Gespräche auf Englisch stattfanden. Ich habe mich damals unfassbar intensiv auf die Bewerbungsgespräche vorbereitet. Das ging so weit, dass ich mir einen Reiseführer für Kopenhagen gekauft und gelesen habe, falls dazu Fragen kommen sollten. Eine Krawatte in den dänischen Nationalfarben rot und weiß habe ich mir auch extra besorgt – ich wollte unbedingt einen guten Eindruck machen. Hat ja dann auch geklappt.
SQUT: Wenn es nicht läuft wie gewohnt, was machst Du dann?
Knipper: Ganz so schnell lasse ich mich normalerweise nicht aus der Ruhe bringen. Ich kann mich aber auch ordentlich ärgern, wenns mal richtig daneben geht. Meist hilft dann die berühmte Nacht drüber schlafen bzw. ein Themawechsel. Außerdem habe ich sehr gute Sparringspartner, meine Familie und meinen Hund, die bringen mich schnell wieder runter. Und dann hilft es ja nix. Mund abwischen, Ursachenforschung und neuer Versuch.
Gregor Knipper
Im Daily Business Managing Director EMEA Central Region bei Jabra Business Solutions. Privat verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Söhnen, Hobby-DJ und hundebekloppt.