Wenn die AHT (Average Handling Time = Durchschnittliche Bearbeitungszeit) im Callcenter an Bedeutung verliert und ATH (All Time High = höchster Kurs seit Anbeginn) das neue Maß der Dinge wird, dann ist auch das Callcenter in der Welt des Bitcoins angekommen.
Mit diesem ganzen Möchtegern-Wohlfühl-Palaver à la:
- „Das Team muss toll sein!“
- „Die Work-Life-Balance muss stimmen!“
- „Die Unternehmensphilosophie muss zu meinen Grundwerten passen!“
- …
kann mich kein Arbeitgeber vollends motivieren.
Die Kohle muss stimmen!
Ich arbeite für Geld! So war es die letzten 10 Jahre meines noch relativ jungen Berufslebens und so wird es noch lange bleiben. Das dachte ich noch bis vor Kurzem. Wer schon einmal eine ganze Woche mit leerem Kühlschrank, ohne Zigaretten, gepfändetem Bankkonto und wegen Nichtzahlung gesperrtem Telefon verbracht hat, obwohl man die Rechnung, die zur Bankkontopfändung führte, bereits, wenngleich zu spät, nachweislich ausgeglichen hat, wird folgende Geschichte leichter verstehen. Alle anderen, die noch nie finanzielle Sorgen hatten, sollten meine Geschichte lesen, damit ihnen nicht das Gleiche passiert, wie denen, die nicht mehr wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen. Der Prozess, das Bankkonto, trotz einem Guthaben weit über dem gepfändeten Betrag, wieder „frei“ zu bekommen, gleicht einer Odyssee und das Verhalten der Banker:innen ist ebenso wie das Image der Banken an sich: frech! So musste ich mir, im Alter von 31 Jahren, dann doch die Schmach geben und meine Mutter anpumpen. „Junge, Du musst Dir immer ein bisschen Geld zurücklegen – für schlechte Zeiten.“
„Ja, ja, Mama …“
Cash is Trash
Das war wohl der Anlass, warum ich mich mit dem Bitcoin auseinandergesetzt habe. Ich hatte mal gelesen: Mit dem Bitcoin ist man seine eigene Bank und man hat ein Bankkonto, das keiner pfänden kann. Ich gehöre außerdem zu den Menschen, die der Meinung sind, Bargeld sollte abgeschafft werden. Ich bezahle mit meinem Handy. Google Pay, PayPal und Revolut heißen die Dienste meiner Welt und ich denke, auch in Zukunft in der Welt vieler anderer. Cash is Trash! Zurück zum Thema: Die Kohle muss stimmen? Nein, neuerdings ist es kein Geld mehr, das mich motiviert und Kohle sowieso nicht. Ich glaube weder an das Verbrennen von Öl, um von A nach B zu kommen, noch an den Geldschein, der nach Belieben von der Europäischen Zentralbank inflationär gedruckt wird, um schwächelnde Äste der Wirtschaft zu stärken. Ich arbeite fortan für Zeichenketten, die sich auf einem dezentralen Register befinden. Mein Salär befindet sich auf zahlreichen, weltweit verteilten Computern. Diese sind über das Internet verbunden und verfügen jeweils über das komplette Kontenbuch. Ich bin jetzt ein Bitcoiner.
Merke: Ich bin meine eigene Bank und somit trage ich auch die volle Verantwortung. Das hat u. a. zur Folge, dass kein Mensch, keine Regierung, kein Institut mir den Zugang verweigern darf oder kann. Somit kann dieses Bankkonto nicht gepfändet werden. Das liegt daran, dass Bitcoins nicht auf einem regulierten Bankkonto liegen.
Zu kompliziert? O. k.:
Bitcoin für Dummies
Ich bin nur ein Callcenter-Agent, wohne nur in Berlin und arbeite seit einem Jahr nur im Homeoffice. Das aufregendste Jahr meines Lebens. Ich werde hier nicht über Corona schreiben oder über die Digitalisierung in Unternehmen und die Chancen von Work@Home. Hier lesen Sie meine ersten Gehversuche mit Kryptowährungen und warum mich mein Arbeitgeber mit einer solchen bezahlt. By the way: Mein Arbeitgeber ist eine Internetseite. Ich kenne die Betreiber nicht persönlich. Es ist ein Portal, auf dem ich als Freelancer meine Leistung, mein Wissen und meine Erreichbarkeit anbiete. Man kann mich per Telefon, Chat, Videochat, WhatsApp und E-Mail erreichen. Zwar nicht für Geld aber für sogenannte Servicecoins. Ich kenne mich verdammt gut mit der FRITZ!Box-Konfiguration und allen Google-Produkten aus. Ich bin sogar zertifizierter Google-Pixel-Spezialist und weiß, wie man aus einem alten, langsamen Laptop mit Chrome OS ein Super-Laptop machen kann, das noch viele Jahre halten wird. Zudem weiß ich, wie man diverse Wallets für Kryptowährungen verwendet und auf Handelsplattformen aus Euros Bitcoins und aus Bitcoins Euros macht. Was mir besonders Spaß macht, ist, anderen Leuten zu zeigen, wie man mit einer Software Fotos derart bearbeitet, dass man daraus tolle Poster produzieren lassen kann. Deswegen arbeite ich heute für ein Unternehmen, welches Freelancer wie mich auf einer neuartigen Service-Website präsentiert. Ähnlich wie das Putzportal Helpling, nur eben nicht für Reinigungsdienste.
Auf dem Portal, einer Art Community für Hilfesuchende und Hilfegebende, wird man mit Servicecoins bezahlt. Diese kann man mit QR-Codes auf sein Handy laden. Dafür gibts eine App mit Schnittstellen zu anderen sogenannten Krypto-Wallets. Also virtuelle Portemonnaies zum Aufbewahren dieses Fantasiegeldes. Mit diesen Coins kann ich selbst Leistungen auf dem Portal bezahlen oder auf einer Tauschbörse meine Servicecoins zum Kauf anbieten. Manchmal verkaufe ich an Privatpersonen, die wiederum Services auf dem Portal bezahlen wollen, manchmal an Unternehmen, die eine Art Gutschein an ihre Produkte anhängen, damit der Käufer sich auf dem Portal Callcenter-Hilfe suchen kann, wenn es Verständnisprobleme gibt oder man mit dem Rücksendeprozess Probleme hat. Manchmal sind wir, die Agenten, auch nur Vermittler für die Produktgeber und wenn wir einen guten Job machen, geben uns die großen Firmen Trinkgeld in Form von Servicecoins oder wir bekommen Schulungen, an denen wir kostenfrei teilnehmen dürfen. Wenn wir den anschließenden Test bestehen, können wir mit dem Wissen unser Profil aufpeppen und neuerlernte Skills als Leistungen anbieten. Nach diesen Skills suchen die Kunden, wenn sie Hilfe brauchen. Bei Helpling kann man auch Putzhilfen suchen, die keine Angst vor Hunden haben, Fenster putzen können und zwischen 13 und 16 Euro die Stunde verdienen wollen. Ebenso kann man sich die Bewertungen der bisherigen Auftraggeber durchlesen, um seine Entscheidung für die passendste Putzhilfe besser treffen zu können. Auf unserem Portal kann man mittlerweile mit Servicecoins nicht nur Beratung am Telefon oder per Chat einkaufen, sondern Kochkurse besuchen oder das Gitarrespielen erlernen. Neulich bot sich jemand als Umzugshelfer gegen Servicecoins an. Den Preis kann jeder Service-Agent selbst festlegen. Die Nachfrage bestimmt den Preis und somit wohl auch das Angebot. Das Portal wächst täglich um mehrere 100 Nutzer und im Monat melden sich ca. 250 neue Serviceagenten an. Einige dieser Serviceagenten betreiben auch einen YouTube-Kanal, um für sich und ihr Know-How zu werben. So bekommt man Follower und im besten Falle sogar Stammkunden. Jemandem, dem ich schon mal erklärt habe, wie man eine Google-Tabelle mit Eingaben in einem Onlineformular füllt, durfte ich neulich einen Kauftipp geben, welches Laptop für ihn das beste sein könnte. Wir hatten eine acht Minuten Videokonferenz und er hat mir zwei Servicecoins dafür bezahlt. Mit diesen Coins kann ich fast eine Stunde Gitarrenunterricht bezahlen. Sie denken, das sei alles unseriös und keine richtige Arbeit, wenn man derart bezahlt wird und Tauschgeschäfte sind eher Methoden der Steinzeit und sowieso verboten? Achtung! Sie liegen falsch! Lesen Sie! Lernen Sie!
Das Finanzsystem
Um Kryptowährungen zu akzeptieren, muss man erst einmal das Finanzsystem verstehen. Das war mir lange Zeit gar nicht richtig klar. Also: Es gibt Waren (z. B. Brötchen, Milch) oder auch Dienstleistungen (z. B. Software-Programmieren oder Babysitter-Dienste) und es gibt Geld. Mit Geld kann man Waren oder Dienstleistungen bezahlen. Was z. B. ein Brötchen kostet, hängt in erster Linie davon ab, wie viele es zum Kauf gibt und wie viele es kaufen wollen – Angebot und Nachfrage regeln das ziemlich selbstständig. Gibt es also mehr Brötchen als Käufer, so wird der Preis sinken. Geld bekommt man, wenn man arbeitet. Somit ist Geld ein Arbeitsleistungsspeicher und ein Gutschein, um davon irgendwann z. B. Brötchen zu kaufen. Diesen Arbeitsspeicher kann man zu einer Bank bringen und die Bank passt darauf auf. Wo kommt nun aber ursprünglich das Geld her? Da kommen die Zentralbanken ins Spiel. Diese sorgen dafür, dass alles nach staatlich definierten Spielregeln abläuft. Wenn ich also Arbeit in Geld speichere, dann sorgt die Zentralbank dafür, dass ich den Speicher abrufen kann, wenn ich die Gutscheine, also das Geld, abgerufen will. Kurz: Werterhaltung. Gesteuert wird das Ganze mit der einzig zur Verfügung stehenden Strategie: Geld erschaffen oder Geld vernichten (Inflation/Deflation). Es verhält sich so, wie mit den Brötchen. Druckt die Zentralbank mehr Geld, um z. B. die Wirtschaft anzukurbeln oder schwächelnde Branchen bzw. Gesellschaftsschichten zu unterstützen, beginnt eine Inflation. Bekommen die Zentralbanken das Geld wieder zurück, können sie es vernichten – Deflation. Das ist ein übliches Mittel, um Handel anzutreiben und die Wirtschaft in Gang zu halten. Das funktioniert immer dann gut, wenn man Kredite an jemanden gibt, der daraus etwas macht, was Arbeitsplätze schafft oder mehr Absatz in kürzerer Zeit bei geringeren Kosten erwirtschaftet. Dafür gibt es Kredite, sogenannte Investitionskredite. Ganz anders ist es bei Krediten für rein privaten Konsum. Konsumkredite machen die Wirtschaft kaputt. Deswegen gibt es Zinsen. Ein weiteres Mittel zur Marktregulierung. Das war jetzt sehr einfach erklärt, aber genau genommen drehen sich alle Finanzsysteme genau um diese benannten Regulatoren. Die Folge ist immer die gleiche: geplante Inflation, die höher ist als die geplante Deflation. Und niedrige Zinsen motivieren, Kredite aufzunehmen, um wiederum mehr Geld in Umlauf zu bringen. Dadurch wird Geld immer weniger wert. Geld sparen macht also wirklich keinen Sinn. Insbesondere, wenn der KK Staat immer mehr Geld druckt und die Inflationsrate immer höher wird. Das hart verdiente Geld wird immer weniger wert. Also wird meine Arbeitsleistung mit immer schlechter werdendem Wert belohnt, sofern ich das Geld nicht gleich wieder in den Umlauf bringe, also ausgebe.. In Venezuela gab es sogar eine sogenannte Hyperinflation. Das Geld wurde innerhalb kürzester Zeit so wenig wert, dass das Finanz- und somit auch das Sozialsystem ins Chaos abglitt. Die Banken hatten geschlossen und die Menschen standen vor dem Nichts. Unsere heimische Krise von 2008 ist ja eigentlich noch gar nicht vorbei. Die Zentralbank fährt immer noch eine Niedrigzinspolitik und bevor wir uns alle davon erholen konnten, kam die Corona-Pandemie: Bähm … Es wird wieder viel, sehr viel Geld gedruckt. Aber die Bevölkerung hat Angst und vermeidet den Handel. Stattdessen wird gespart! Achtung – höchste Gefahr! Was macht der Staat? Er weist die Zentralbanken an, noch mehr Geld zu drucken. Wussten Sie, dass die USA im Jahr 2020 ca. 25 % aller jemals im Umlauf befindlichen US-Dollar erschaffen hat? Die Folgen daraus liegen auf der Hand. Die Info, dass das mit unserer Wirtschaft grad nicht wirklich rund läuft, sollte auch den letzten Optimisten erreicht haben. Wer also keinen Werteverlust seiner gespeicherten Arbeitsleistung, also seines Lohns für bereits erbrachte Arbeit, durch das staatlich inszenierte Gelddrucken hinnehmen möchte, sollte auf einen Store of Value zurückgreifen, der Werte wachsen lässt, statt diese durch Entscheidungen einzelner Machtinhaber geplanter Verluste auszusetzen. Mit Bitcoin, der wohl einzigen sicheren Kryptowährung, wehre ich mich gegen die Inflation. Klingt einfach – ist einfach!
Die Rettung heißt: Dezentralisierung
Was wäre nun, wenn wir aus dem ganzen System der Finanzentscheidungen den Faktor Mensch streichen und eine Technologie schaffen, die uns alle die in meiner Beschreibung genannten Herausforderungen abnimmt? Weder Unternehmen noch Staaten, Regierungen, Zentralbanken oder Mehrheitsgemeinschaften haben maßgeblichen Einfluss auf den Bitcoin. Diese Digitalwährung ist dezentral erschaffen, wird dezentral weiterentwickelt und geschützt. Millionen von Teilnehmern kümmern sich um das Regelwerk, wobei es hier keine politischen, religiösen oder geografischen Grenzen gibt. Eine der nicht brechbaren technisch gesicherten Regeln ist der Garant für das Funktionieren von Bitcoin: Es wird niemals mehr als 21 Millionen Bitcoins geben. Eine weitere Regel besagt, dass niemals jemand technisch von dem Bitcoin-Netzwerk ausgeschlossen werden kann. Das wird vielen Machtinhabern, Staaten, Zentralbanken sowie Banken, Bankangestellten und sogenannten Finanzberatern nicht gefallen und der Verdacht liegt nahe, dass auch hier die Regierungen regulativ eingreifen werden. In der Türkei zum Beispiel wurde das Bezahlen per Bitcoin verboten. Eine lächerliche Regel, da der Handel ja weitergeht und man durch den Tausch in „normales Geld“ als Bitcoiner keinen Nachteil hat. Im Gegenteil: Der türkische Staat hat das Vertrauen in die eigene Währung stark beschädigt und so noch mehr Bitcoiner geschaffen. Man sollte sich also eher die Frage stellen: Wird die Regierung künftig mehr Einfluss auf den Bitcoin nehmen oder wird der Bitcoin mehr Einfluss auf die Regierung nehmen? Diese Frage können Sie sich am Ende meines Beitrags selbst beantworten. Der wirkliche Use-case für Bitcoin ist noch nicht ganz klar. Es gibt viele Theorien darüber, was Bitcoin einmal in unserer Welt darstellen wird. Eines steht aber bereits fest: Der Bitcoin wird unsere Welt verändern – nicht nur die Callcenter-Welt. Der Bitcoin ist eine Währung. Genauso wie das Fiatgeld (Euro, Dollar, Renminbi etc.). Aber der Bitcoin unterliegt nicht der Willkür von einzelnen Politiker:innen oder Staaten. Der Bitcoin funktioniert autark. Er ist in Programmcodes reguliert, durch alle Teilnehmer überwacht und vor allem beschränkt und somit gegen eine Inflation geschützt. Der Bitcoin ist also eine Art Vereinbarung. Und genau das ist so interessant an der dahinterliegenden Technologie. Jeder kann die Transaktionen, die sich aus den Vereinbarungen ergeben, ablesen und es bedarf sogar der Zustimmung von ganz vielen, um dem Ganzen den Segen zu geben. Zigtausende Nerds teilen sich das Recht, auf die Blockchain aufzupassen. Und das tun sie fantastisch, schließlich hängt auch deren „Vermögen“ an dem sicheren Umgang mit eben diesem Fantasiegeld. Wird Bitcoin jemals ein echtes Zahlungsmittel? Die ersten Transaktionen (z. B. zum Bezahlen einer Pizzabestellung) sind bereits abgeschlossen. Im Übrigen hat sich der Wert der Bitcoins für die Pizzas bis heute derart vervielfältigt, dass der Pizzabäcker mit dem Bitcoin-Gegenwert heute ca. 120 Millionen US-Dollar für den damaligen Pizzapreis eintauschen könnte. Das macht man im Übrigen auf sogenannten Exchangeplattformen, wie Coinbase oder Bitwala. Zugegeben, es ist nicht ganz so leicht, Bitcoins sicher aufzubewahren oder zu verkaufen, wie es sich hier jetzt liest. Wer Hilfe braucht, kann sich gerne bei mir melden. Mein Service kostet 4 Servicecoins je Viertelstunde.
Bitcons halten (HODL)
HODL ist das bekannteste Meme in der Kryptoszene. Oft wird fälschlicherweise behauptet HODL sei ein Akronym für „Hold On for Dear Life“. HODL entstand als Tippfehler eines betrunkenen Bitcoin-Enthusiasten, der „Hold“ schreiben wollte. Ach so:
Ein Meme (ausgesprochen [miːm], Mehrzahl Memes) ist ein spezieller, kreativ geschaffener Bewusstseinsinhalt, der sich zwischen Menschen verbreitet. Meist handelt es sich dabei um einen kleinen Medieninhalt, der über das Internet verbreitet wird, wie ein Bild mit einer kurzen prägnanten Aussage. Mein persönlicher Tipp: Es macht mehr Sinn, Bitcoins zu halten (HODeLn) statt auszugeben, weil sie ja immer wertvoller werden. Experten vermuten, dass der Bitcoin kein echter Ersatz für ein tägliches Zahlungsmittel werden wird. Aber man lese und staune: Im krisengebeutelten Venezuela ersetzte eine Kryptowährung namens Dash (Digital Cash) zeitweise das Fiatgeld Bolívar auf Grund der Hyperinflation und des Zusammenbruchs der Wirtschaft und wurde somit zum Retter der Bürger. Man konnte also ohne Bargeld oder Banken bezahlen. Digitale Währungen wie der Bitcoin basieren auf Überwachung von vielen. In dem Falle von Bitcoin in einer Zeichenkette namens Blockchain, die alle einsehen können.
Energie als Sicherheitsfunktion
Jede Bitcoin-Transaktion muss von vielen verschiedenen Teilnehmern am Netzwerk freigegeben werden. Das kostet enorm viel Rechenleistung und somit Energie. Daher bewegt man das Kryptogeld nur wenn es wirklich notwendig ist. Das ist keine revolutionär neue Art des Wertspeichers. Die Idee, Transaktionen nicht zu tätigen, um Energie zu sparen, gibt es schon sehr lang. Eine Form des unbeweglichen Geldes ist der Rai, auch Steingeld genannt, ein auf dem Atoll Ulithi in Yap, einem Bundesstaat von Mikronesien, akzeptiertes Zahlmittel. Dort existiert seit über 950 Jahren eine kuriose Währung, nämlich riesige Steinmünzen mit einem Gewicht von mehreren Tonnen. Das schränkt die Mobilität und somit den Handel genauso ein, wie heute noch beim Bitcoin. Es bedarf sehr viel Energie, um einen Stein von A nach B zu bewegen. Daher lässt man die Steine da, wo sie sind, und der Wechsel des Besitzers wird in kleine mobile Steintafeln gemeißelt oder man vereinbart mit den jeweils Dorfältesten, dass sie sich merken sollen, wem welcher Stein gehört. Sascha Lobo schreibt in seiner Spiegelkolumne, in der er sich auf die riesigen Steine bezieht: „… diese Information und jede Änderung daran aber wird durch schlichtes Weitererzählen über das ganze Atoll verbreitet. Die Dorfältesten haben die Aufgabe, sich zu merken, wem welche Münze gehört. Deshalb ist Rai vergleichsweise sicher, denn vielleicht irren mal ein oder zwei der Dorfältesten darüber, wem eine Münze gehört. Aber alle gleichzeitig dürften kaum auf die gleiche Weise falsch liegen: Kontrolle durch Vernetzung und Redundanz.“ Das mag in Europa unsicher erscheinen, tatsächlich aber haben die Einwohner von Ulithi sehr clever die Virtualität von Währungen erkannt und vereinbaren, dass viele Aufpasser sich merken, wem was gehört. Jeder kann mehrere Einwohner befragen und somit werden Unwahrheiten schnell entlarvt und aus dem Vertrauensnetzwerk gelöscht. Die genaue Verfahrensweise mit Lügnern in Mikronesien ist mir nicht bekannt. In der Blockchain wird der Lügner einfach ignoriert.
Wer oder was ist Satoshi?
Man muss keine ganzen Bitcoins kaufen oder handeln. Bitcoins kann man bis auf acht Nachkommastellen aufteilen. Diese Nachkommastellen heißen Satoshis. Dieser Name wiederum kommt von dem Erfinder des Bitcoins. Hierbei ist nicht klar, ob es sich um einen einzelnen Menschen oder eine Gruppe von Menschen handelt. Es gibt viele Vermutungen, aber keine dieser ist belegt. Sathoshi hat sich unsichtbar gemacht und zurückgezogen oder er ist gar verstorben. Jeglicher Versuch, sich als Satoshi auszugeben, scheiterte bislang. Die Community hat bisher keinem Glauben geschenkt, da Satoshis Idee genau darauf baut, nämlich unerkannt zu bleiben. Das ist auch eine Art der Selbstregulierung. Gäbe es den Erfinder in Persona, liefe man Gefahr, sich dessen Meinung und Regeln zu beugen. Aber eben genau dieser nicht zentrale Gedanke macht Bitcoin aus. Im Übrigen ist das auch das Unterscheidungsmerkmal zu vielen anderen Kryptowährungen, die zumeist eine zentrale Entität besitzen und somit mit dem sicheren Bitcoin nicht vergleichbar sind. Eines ist und bleibt der Welt auf jeden Fall erhalten: Der brillante Geniestreich von Satoshi, der sich derart Technologie hat einfallen lassen, die in sich eine neue Form der Datensicherheit definiert und als unangreifbar gilt. Hier bedarf es keiner ADV und keiner TOMs, die von Datenschützern abgezeichnet werden. Bitcoin schützt sich selbst und wird jeden Tag sicherer.
Merke:
- Bitcoin ist deflationäres Geld und somit von sich aus vermutlich permanent im Wert steigend.
- Bitcoin ist dennoch volatil und eignet sich für Trader mit kurzen Haltezeiten für hohe Renditen in sehr kurzen Zeitfenstern. Bitcoin wird mittlerweile auf nahezu allen Handelsplattformen angeboten und durch permanent steigende Handelsaktivität preisschwankend, wobei die Tiefpunkte immer höher liegen und ein Allzeithoch das nächste jagt.
- Die Blockchain für den Bitcoin ist das sicherste Netzwerk der Welt. Der Bitcoin würde selbst dem Angriff einer Regierung oder mehrerer Staaten trotzen, denn der Bitcoin setzt bei der Sicherheit auf Energie. Um das täglich größer werdende Netzwerk und die immer länger werdende Block-Kette zu zerstören, bedarf es so viel Energie, dass ein einzelner Staat dazu weder technisch noch finanziell in der Lage wäre. Zudem fehlt es der Menschheit an ausreichend vorhandener Rechenleistung auf Microchips. Der aktuelle Bedarf an Chips ist 100 mal höher als die Produktionsfirmen in den nächsten drei Jahren in der Lage sind nachzuproduzieren.
Und welche Rolle spielen die Unternehmen in Sachen Krypto und Blockchain?
Im Blockchain-Insider-Portal der Vogel Communications Group ist zu lesen:
Blockchain-Technologien nutzen bisher nur drei Prozent der mittelständischen und Familienunternehmen. Das hat eine Untersuchung von 1.444 deutschen Unternehmen im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch ergeben. Der Grund: Unwissen, komplexe Implementierung und fehlende vorhandene Lösungen.
Es gibt immer noch Leute, die werfen dem Bitcoin vor, er wäre eine erfundene abstrakte Währung. Wer aber mal hinter die Kulissen des gesamten Finanzsystems schaut, wird schnell feststellen, dass der Euro und der Dollar viel abstrakter und vor allem erfundener sind. Insbesondere die kuriose Idee, wenn es mal eng wird, einfach Euro oder Dollar nachdrucken zu lassen, erscheinen einem gebildeten Menschen doch eher als Humbug. Aktueller Kursentwicklung zufolge haben die Akzeptanz des Bitcoins bei PayPal, der Kauf von sehr vielen Bitcoins von Tesla und die Investitionen von MicroStrategy den Kurs des Bitcoins weiter nach oben getrieben und das Vertrauen in diesen Wertespeicher weiter gestärkt. Bei MicroStrategy sollen laut der akkreditierten Pressevertreter die Top-Manager Ihre Prämien künftig nur noch in Bitcoin ausbezahlt bekommen. Wir hören also nicht mehr auf Finanzexperten, die sich in Managermagazinen präsentieren oder ,, die eher Produkte empfehlen, bei denen die Provision für den Vermittler am höchsten ist. Wir hören fortan auf Technologie-Experten, die die Welt verbessern wollen, zum Mars fliegen oder Chips bauen, die in einer Sekunde mehr lernen als 10.000 Menschen in einem Jahr. Vielleicht sollten wir uns nicht nur um 20:00 Uhr von der Tagesschau im lineraren TV die uWahrheit erzählen lassen, sondern Diskussionen auf YouTube mit Frank Thelen, Peter Altmaier, Roman Reher oder Mate Rimac verfolgen und die Kommentare unter den Videos aufmerksam lesen und sie mit Freunden, denen wir vertrauen, teilen. Die wahren Experten sind sich sicher, dass viele weitere große Unternehmen Bitcoin für Rücklagen nutzen und die Blockchain-Technologie für alle Applikationen als Option betrachten. Wichtig ist, dass man sich seiner Reichweite und somit Verantwortung bewusst ist. So ist es Elon Musk passiert, dass er aus Spaß und Ironie den Dogecoin als das neue Superding bezeichnete. Dogecoin ist eine von Litecoin abgeleitete Peer-to-Peer-Kryptowährung, deren Name und Design auf dem Internetphänomen Doge basiert und eine völlig sinnbefreite Spaß-Kryptowährung und Parodie auf den Bitcoin darstellt. Durch Musks Twitter-Nachricht fühlten sich derart viele Investoren aufgerufen, in den Dogecoin zu investieren, dass der Kurs wie eine Rakete in die Höhe schoss. Hohe Nachfrage – hoher Preis. Hier hätte jeder mit wenig Invest sehr schnell Millionär werden können. Liebe Leser:innen: Pures Glück – bleiben Sie lieber bei Ihrem Verstand und nicht im Abenteuerland.
Fazit
Ein Euro auf dem Bankkonto wird jeden Tag weniger wert und Banken erdreisten sich sogar, bei Guthaben Gebühren für, ja wofür eigentlich, zu verlangen. Die verleihen doch mein Geld und kassieren Zinsen. Eigentlich sollten die mich am Gewinn beteiligen. Die Niedrigzinspolitik scheint der Normalität hier einen Strich durch die Rechnung zu machen. Also nein – die Bank an sich hat aus meiner Sicht ausgedient und mein Vertrauen in die verlängerten Arme der Staaten, also die Zentralbanken, war noch nie wirklich da. Ich mache jetzt mit beim Bitcoin und ich lasse die Behauptung, Bitcoin sei unsicher, eine Blase oder nur für illegale Machenschaften einsetzbar, nicht gelten. Im Gegenteil: Ich denke, dass der Bitcoin als Wertespeicher der sicherste Hafen ist, den die Menschheit je bekommen hat. Der Bitcoin ist die genialste Erfindung seit dem Internet und wer sich diesem verschließt, darf künftig nicht mehr mitspielen. Bei ganz vielen tollen Spielen. Und hört doch bitte endlich mit dem Argument auf, eine Währung, die zu viel Energie verbraucht, sei nicht tragbar. Das ist Unfug! Die Rechenzentren können ortsunabhängig und somit da aufgestellt werden, wo wir grüne Energie erzeugen können. Das macht derart Anlagen erst effizient und bezahlbar und fördert somit diese umweltschonenden Technologien sowie deren Erforschung. Viel besser als die Kaffeemaschinen, Leuchtreklamen und Megabauten der Banken oder die Autos der Bankangestellten, die jeden Tag ins Büro fahren und viel Energie und Geld in Licht und Wärme wandeln. Und dann noch diese ungeliebten IT-Abteilungen, die ihre Zeit damit verbringen, lokale Firewalls zu warten und ganz viel Papier für Datenschutzvereinbarungen zu bedrucken.
Zukunft
Die Blockchain ist im Callcenter bereits angekommen und wird in Zukunft eine zentrale Rolle bei allen Transaktionen (man denke nur an Verträge mit Telefonanbietern) spielen. Ich glaube zudem, dass selbstfahrende Autos künftig an eine Stromzapfsäule fahren, um sich aufzuladen. Den Vertrag zwischen Tesla und dem Energielieferanten schließen zwei Endgeräte (Machine-2-Machine). Derart Transaktionen werden dann nachvollziehbar in der Blockchain angelegt. Irgendwie wird mir grade klar, warum Elon Musk für 1,2 Mrd. US-Dollar Bitcoins gekauft hat und es möglich macht, seine Teslas künftig mit Bitcoin zu bezahlen. Er verspricht dabei, die eingenommenen Bitcoins niemals wieder in US-Dollar oder eine andere Währung einzutauschen. Vielleicht aber in ganz große rollende Steine. Dabei singt er dann: I can get so satisfaction! und streckt allen die Zunge raus. Im Übrigen: Der Mann, der einmal sagte, das Internet sei nur eine Modeerscheinung, hatte sich zwar kräftig getäuscht, aber man hat Bill Gates wohl verziehen. Interessant scheint, dass Billy nun auch die Blockchain für die Microsoftwelt entdeckt hat. Da kommt was ganz Großes auf uns zu.
Kurios – ich überlege neuerdings dreimal mehr, bevor ich Geld für Konsumgüter ausgebe, wenn ich denn weiß, dass der Wert meiner Bitcoins nächsten Monat höher ist als heute. Früher nannte man derart Weltbetrachter Hippies – heute sind es doch eher die Checker, die nicht nur die Technik akzeptieren, sondern sie auch nutzen, kurz die E-Mails checken, um dann eben mal die Welt zu retten!
Interview mit einem Finanzexperten
Felix Engelhardt, CFA, Managing Director Saxenhammer & Co. Corporate Finance GmbH
Stationen:
- Master of Finance (M.Sc.) Frankfurt School of Finance & Management
- Chartered Financial Analyst (CFA Charterholder)
- Head of M&A, Carl Finance GmbH
- M&A / ECM, Commerzbank, Investment Bank
- Equity Research, Deutsche Bank, Investment Bank
- Managing Partner, FSP Invest GmbH, IT Agency / Accelerator
Lieber Herr Engelhardt, suchen Sie sich von den oben genannten Thesen gerne welche aus und teilen Sie unseren Lesern Ihre Meinung mit.
SQUT Thesen:
- Wir stehen kurz vor einem Börsen-Crash!
- Der Bitcoin bleibt zwar volatil, wird aber auf Dauer permanent im Wert steigen: 2022 auf über 100.000 Euro und 2023 auf über 250.000 Euro.
- Der Bitcoin ist im modernen Finanzwesen nicht mehr wegzudenken!
- Der Bitcoin ist aufgrund der Dezentralisierung die sicherste Währung der Zukunft!
- Das herkömmliche Bankensystem hat ausgedient. Jeder wird mit der Blockchain zu seiner eigenen Bank!
- In naher Zukunft werden europäische Staaten zur Absicherung des Staatshaushaltes in Bitcoins investieren!
- Tesla wird neben der Elektro-Fahrzeug-Revolution und selbstfahrenden Autos (hier sind die Trümpfe im Spiel bereits verteilt und Deutschland darf nicht mitspielen) mit dem Betrieb von Bitcoin Full Nodes einen neuen Standard in der Automobilindustrie schaffen und somit dem deutschen Standbein sehr hart zusetzen, was der deutschen Wirtschaft unweigerlich sehr großen Schaden zufügt.
SQUT: Wir stehen kurz vor einem Börsen-Crash!
F. Engelhardt: Seit über einem Jahr wird die gesamte Weltwirtschaft durch Corona belastet. Viele Menschen, insbesondere im Einzelhandel und der Gastronomie, kämpfen um ihre Existenz. Dennoch kennt die Börse aktuell nur eine Richtung – nach oben. Diese Entwicklung ist nicht nachhaltig und wird eher früher als später in einem Crash enden.
Getrieben wird diese Entwicklung nicht zuletzt von einer ganz neuen Generation von Anlegern. Die U-30-Generation investiert immer mehr in den Aktienmarkt, beispielweise in ETFs. Diese Anleger haben in ihrem gesamten Erwachsenenleben noch nie eine wirkliche Rezession erlebt, kennen also nur Kursgewinne. Somit konnte auch nie ein Risikoempfinden für Investitionen an den Aktienmärkten entstehen und das führt dazu, dass immer höhere Risiken in Kauf genommen werden. Diese Entwicklung wird durch Trading-Portale wie Robinhood in den USA verstärkt – hier können private Kleinanleger hochriskante Wetten ohne Sicherheitsnetz an den Kapitalmärkten vornehmen. Diese Generation von Anlegern ist über das Internet auch eng vernetzt. Das Ergebnis war die unrühmliche Kursrally von Gamestop im Januar 2021. Der Aktienkurs des nicht nur von Corona, sondern auch von der Digitalisierung gebeutelten Unternehmen schnellte innerhalb weniger Wochen um 2.400 % nach oben. Dieser komplett von der Realwirtschaft losgelöste Kursanstieg ist nur ein weiteres Indiz für den sich überhitzenden Börsenmarkt.
Auch die sogenannten Special Purpose Acquisition Companies (SPACs) werfen aktuell immer weitere Fragen auf. Hierbei handelt es sich um leere Firmenmäntel, die an die Börse gebracht werden, und später mit echten Firmen fusionieren sollen. Das aktuelle Beispiel ist das Münchner Flugtaxi-Startup Lilium, welches per SPAC zu einer Bewertung von 3,3 Mrd. Euro an die Börse gehen wird. Allein im letzten Jahr wurden über 250 SPACs in den USA an der Börse gelistet und auch in Deutschland fasst der Trend immer mehr Fuß. Die große Gefahr der SPACs und der Investitionen in ebendiese ist, dass die Investoren nicht wissen, in welches Unternehmen sie investieren. Zum Börsengang des SPACs ist den Investoren nur bekannt, aus welcher Branche die Zielunternehmen stammen sollen. Im Endeffekt wird also in eine reine Glaskugel investiert.
Wenn sich also die Bewertungen der börsengelisteten Unternehmen immer weiter von der Realwirtschaft entfernen, müssen Investoren sich andere Investitionsmöglichkeiten suchen. Anstatt also in überbewertete Konzerne zu investieren, lohnt sich ein Blick zum Rückgrat der deutschen Wirtschaft – dem Mittelstand. Der Mittelstand versteht es, sich nicht von den Entwicklungen an den Aktienmärkten beeinflussen zu lassen, sondern grundsolide zu wirtschaften. Tugenden wie Zurückhaltung und Pflichtbewusstsein charakterisieren seit jeher den Mittelstand und sind auch dessen Erfolgsgeheimnis. Der Motor der deutschen Wirtschaft hat sich bereits während der Finanzkrise 08/09 als krisensicher gezeigt und wird das auch in der Zukunft weiter tun. Während an der Börse also bis zum Crash weitergezockt wird, eignen sich für Investments vor allem mittelständische Unternehmen, die mit ihrer Unternehmensidentität auch in Zukunft den Krisen trotzen werden.
SQUT: Der Bitcoin ist im modernen Finanzwesen nicht mehr wegzudenken!
F. Engelhardt: Nicht nur die Aktienmärkte überhitzen aktuell. Auch der Bitcoin ist nur ein weiteres Symptom der immer größer werdenden Irrationalität und der Exzesse im Finanzwesen. Anfang 2019 lag der Preis für einen Bitcoin noch bei 3.300 Euro, mittlerweile kostet ein Bitcoin rund 42.000 Euro. Eine solche Preissteigerung entbehrt jeglicher Rationalität und ist sicherlich nicht die Basis, um eine sinnvolle Stütze für unser Finanzwesen zu bilden. Dieses basiert auf Werten wie Zuverlässigkeit und Vertrauen. Sicherlich haben Banken letzteres im Rahmen der Finanzkrise 08/09 zum Teil verloren, jedoch wäre es falsch, ihnen jetzt ihre Rolle in der Gesamtheit in Abrede zu stellen. Banken sind weiterhin verlässliche Partner, sowohl für Privat- als auch für Geschäftskunden. Banken unterstützen ihre Kunden und beraten sie in allen möglichen Bereichen – sie sind also im Gegensatz zum Bitcoin keine reinen Mittelsmänner im Zahlungsverkehr.
Darüber hinaus sind Banken auch ein essenzieller Akteur im Kampf gegen Geldwäsche und die organisierte Kriminalität. Fallen nämlich irreguläre Zahlungen auf, so sind Banken verpflichtet, diese den entsprechenden Prüfstellen zu melden. Und welche Rolle spielt der Bitcoin im Kampf gegen die organisierte Kriminalität? Keine! Stattdessen hat sich der Bitcoin sogar als Mittel der Wahl für viele kriminelle Organisationen etabliert. Dort, wo diese Organisationen früher aufwendig Zahlungsströme und die Herkunft des Geldes verschleiern mussten, können sie heute auf den Bitcoin als anonyme Zahlungsweise zurückgreifen. Über Jahre wurde so z. B. das Portal Silk Road betrieben, über welches Drogen, Waffen und andere illegale Waren im großen Stil gegen Bitcoin gehandelt wurden. Bevor wir also nun den Bitcoin als notwendigen Bestandteil des Finanzsystems betrachten, sollte dieser strenger reguliert und kontrolliert werden – Banken werden es ja auch. Ob der Bitcoin dann aber noch die gleiche Attraktivität für seine Nutzer bietet, ist augenscheinlich fraglich.
SQUT: Das herkömmliche Bankensystem hat ausgedient. Jeder wird mit der Blockchain zu seiner eigenen Bank!
F. Engelhardt: Wer durch Blockchains das Ende des klassischen Bankenwesens prophezeit, unterschätzt die Banken klar. Auf der einen Seite wird hier seit Jahren nach schärferer Regulierung und der Zerschlagung sowie Restrukturierung von Großbanken gerufen, auf der anderen Seite werden nun unregulierte Kryptowährungen und die Blockchain hofiert. Das passt nicht zusammen.
Was passiert denn beispielsweise, wenn man den Zugang zu seinem mit Bitcoins gefülltem Wallet verliert? Diese sind dann wahrscheinlich für immer verloren. Es gibt keine zentrale Institution, die einen dabei unterstützen kann, um wieder an das eigene Wallet zu gelangen. Man könnte also Geldscheine genauso gut in das Kaminfeuer werfen und diesen beim Verbrennen zuschauen. Wobei: In letzterem Fall können Banken wiederum sehr wohl unterstützen und mit Hilfe von Spezialteams die verbrannten Geldscheine sichern und gegen unversehrte Banknoten austauschen.
Es zeigt sich also, dass es noch keine Sicherheitsmechanismen gibt, die Verbraucher beim Umgang mit Kryptowährungen schützen. Damit bleiben die Banken auch in der Zukunft ein unverzichtbarer Spieler im Finanzwesen. Nichtsdestoweniger zeugt diese Diskussion zunächst einmal von fehlendem Vertrauen in die Banken. Um dieses in der Bevölkerung wiederherzustellen, müssen in der Zukunft verschiedene Maßnahmen getroffen werden. Zuallererst muss eine bessere Regulatorik geschaffen werden, um so Interessenskonflikte innerhalb der Banken zu reduzieren. Im Extremfall kann dies dann so weit gehen, dass sogar einzelne Bankenbereiche zerschlagen und neustrukturiert werden. Gelingt dies, werden die Banken in der Lage sein, eine vertrauensvolle Basis mit ihren Kunden zu schaffen. Diese wird dazu führen, dass die Kunden die Vorzüge des klassischen Bankwesens mit seinen langgedienten Werten und der hohen Sicherheit zu schätzen lernen und den Wechsel zu Blockchain-basierten Kryptowährungen obsolet machen.
„Bitcoin ist die Währung für den Wohlstandsgrünen und Startup-Seriengründer („Serial Entrepreneur“) im Prenzlauer Berg“
Über Felix Engelhardt
Felix Engelhardt, CFA ist Geschäftsführer / Managing Director M&A bei Saxenhammer. Die M&A-Boutique arbeitet mit Fokus auf Mittelstands-M&A-Transaktionen und Technologie-Deals. Saxenhammer unterhält Büros in Berlin, München, Frankfurt und London und ein „China Desk“ sowie ein „India Desk“ für Cross-Border-Transaktionen in Asien. Neben der Betreuung von Unternehmensverkaufsmandaten legt Engelhardt einen Schwerpunkt auf die Begleitung von Unternehmenskauf- und Suchmandaten. M&A Referenzen aus bereits über 40 beratenen und erfolgreich abgeschlossenen Transaktionen und mehrjährige Erfahrung in den Transaktionsabteilungen (Investment Banking Divisions) der Commerzbank, Deutsche Bank und UBS in London und Frankfurt sowie vorherigen Stationen als Partner einer Digitalagentur und eines Accelerators machen Engelhardt zu einem der erfolgreichsten M&A Banker im deutschen Mittelstand. Mit seinem Netzwerk von über 14.000 Followern bei LinkedIn gilt er als einflussreicher Meinungsbildner in der Finanzbranche. Er hält einen Master of Finance der Frankfurt School und ist seit 2017 CFA Charterholder.
LinkedIn: linkedin.com/in/felix-engelhardt-cfa/ Mail: