Pressespiegel

Hier endecken Sie unser umfangreiches Archiv an Fachartikeln!

Dieses Archiv repräsentiert nicht nur eine Sammlung von Nachrichten, Berichten und Features, sondern auch das Resultat unermüdlicher Arbeit unserer engagierten Redakteure sowie die wertvollen Beiträge unserer branchenübergreifenden Partner. 

Der Lockdown legt Deutschland lahm. Was bedeutet dies für das Unternehmen? Was kann man tun, um sein Business und die Mitarbeiter durch diese schwere Krise zu bekommen? Den Kopf in den Sand zu stecken, war für Jabra und Gregor Knipper keine Option. Wie Wolfgang von Goethe schon sagte: „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.“

SQUT: Als das Thema Covid-19 greifbar wurde, was waren Ihre ersten Gedanken und welche Sofortmaßnahmen haben Sie eingeleitet?

G. Knipper: Als klar wurde, wie ernst das Thema Corona ist, fühlte sich das zunächst alles sehr surreal an und es herrschte viel Ungewissheit, wie es wohl weitergeht. Man denkt an Familie, Freunde, aber auch an Kunden und Partner. Man fragt sich, ob man sich mehr Gedanken um gesundheitliche oder wirtschaftliche Risiken machen soll oder gar darf, wie lange der Spuk geht, ob alles doch nicht so schlimm ist und so weiter. 

Persönlich habe ich mich viel mit Zahlen und Statistiken beschäftigt und damit, ob die Berichterstattung in den Medien angemessen ist oder nicht. Einige gute Freunde sind selbstständig bzw. arbeiten in Branchen, die direkt und vor allem heftig von den Folgen der Corona-Maßnahmen betroffen waren. Die Gedanken und Gespräche um deren Sorgen gehörten zweifellos zu den bewegendsten in der Anfangszeit.

Bei Jabra haben wir unser Büro Mitte März geschlossen und die Mitarbeiter komplett ins Home-Office geschickt. Das war insbesondere für die Mitarbeiter in Raubling eine eine große Umstellung.

SQUT: Was hat sich im Arbeitsalltag bei Ihnen und Ihren Mitarbeitern verändert?

G. Knipper: Für uns hat sich sehr viel verändert. Wir waren ja gewohnt, jeden Tag vor Ort mit Kunden, Partnern und Mitarbeitern zu sprechen. Plötzlich, von einem Tag auf den anderen Tag, sitzt jeder ausschließlich Zuhause. Vor allem für unsere „Büro-mitarbeiter“ in Raubling bedeutete dies eine große Umstellung, nicht nur beim Arbeitsalltag, sondern auch mental. Wenn im Home-Office nicht gerade die ganze Familie nebst Kindern anwesend ist, sind Konzentration und Produktivität höher, da es weniger Störungen durch Kollegen gibt. Gleichzeitig ist es der persönliche Kontakt, der am meisten fehlt. Für unseren Außendienst war Home-Office natürlich nicht neu. Aber auch hier waren viele Kollegen verunsichert und machten sich Gedanken, wie sie von jetzt an ihre Kunden und Partner begeistern können, da sie sie ja nicht mehr besuchen dürfen.  

Virtuelles Führen, Coachen und Verkaufen war angesagt, und zwar mehr oder weniger ausschließlich. 

Ich muss allerdings meinem Team ein großes Kompliment machen. Die anfängliche Skepsis ist sehr schnell in positive Stimmung umgeschlagen. Die technischen Möglichkeiten, die wir als Audio- und Videospezialist haben, erleichterten natürlich die virtuelle Zusammenarbeit, vor allem, weil wir Videokonferenzen auch für informelle Meetings genutzt und uns Termine eingestellt haben, die mit Getränk und/oder Brotzeit komplett mit arbeitsfremden Themen gestaltet wurden. Wichtig war auch, das Einschalten der Kamera nicht zur Pflicht zu machen, sondern nur dann darauf zu bestehen, wenn es der Qualität der Unterredung wirklich zuträglich ist. 

Schlussendlich haben wir auch im Sales und im Marketing gelernt, dass zahlreiche Meetings mit Kunden per Video absolut machbar sind und oft sogar bessere Ergebnisse brachten als die klassischen Besuchstermine, die viele am Anfang so schmerzlich vermissten. Im Prinzip haben ja fast alle Hersteller und Dienstleister die gleichen Nöte. Sie müssen sämtliche Meetings, Verkaufs- oder Mitarbeitergespräche vom Büro ins Virtuelle verlegen und wenn sie das mit uns als Hersteller sozusagen gleich in der Beratung live erleben, kommen viele Bedenken erst gar nicht mehr auf. 

SQUT: Haben sich Kundenanforderungen verändert?

G. Knipper: Hier gibt es zwei erwähnenswerte Punkte, je nach Perspektive. Mit Blick auf unsere Produkte ist die Nachfrage nach Headsets und Video natürlich mit Beginn der Coronakrise in die Höhe geschossen, schließlich benötigten viele Kunden auf einmal die Hardware, um aus dem Home-Office arbeiten zu können. Aus Sicht des Unternehmens an sich stellen wir uns denselben Herausforderungen wie viele andere auch, wenn Kundenmeetings völlig digital stattfinden. Damit haben wir aber durchaus positive und teils auch überraschende Erfahrungen gemacht. Bei einer Videokonferenz aus dem Home-Office erhält man mehr private Einblicke vom Gegenüber – egal ob Kunde oder Kollege – als bei einem persönlichen Treffen. Vielleicht sieht man im Hintergrund etwas Interessantes oder ein Familienangehöriger oder ein Haustier läuft durch das Bild – solche Dinge sind nicht geplant, bieten aber charmante Gesprächsmöglichkeiten, die die Unterhaltung auf eine andere Ebene bringen. Auch bei den wichtigen ersten Gesprächen mit Kunden, die bisher gefühlt immer persönlich stattfinden mussten, haben wir solche Erfahrungen gemacht.

SQUT: Gab es in Ihrem Unternehmen wirtschaftliche Herausforderungen oder Verlagerungen?

G. Knipper: Wir bei Jabra haben zwei Kernausrichtungen: Hörgeräte und Headsets bzw. Video. Die Nachfrage nach Hörgeräten ist aufgrund der weltweiten Lockdowns und auch der Zielgruppe, die während Corona zur Risikogruppe gehört, gesunken. Die steigende Nachfrage nach Headsets und Video hat das aber mehr als kompensiert. Aber auch da gab es eine große Herausforderung, die wir meistern mussten: 

Die Nachfrage war teils so groß, dass wir dieser trotz großer Anstrengungen und Erhöhung der Produktionskapazitäten nicht immer nachkommen konnten und auch jetzt gibt es nach wie vor viele, nicht wirklich planbare, Nachfragespitzen und leider auch Engpässe bei einigen Produkten. Dies hat logischerweise zur Folge, dass nicht immer alle Kunden zufrieden sind, die Nerven manchmal blank liegen und wir viel Zeit aufwenden, es möglichst allen recht zu machen und statt „first come first serve“ mit den Kunden in den Dialog zu treten, um gemeinsame Lösungen zu finden.

SQUT: Was waren die größten Herausforderungen? Kunden, Technik, Mitarbeiter?

G. Knipper: Die Technik war für uns keine allzu große Herausforderung, schließlich ist Jabra Spezialist für Headsets und Videokonferenzen. Viele Mitarbeiter waren schon vorher im Home-Office, hatten hier also bereits Erfahrung und konnten nützliche Tipps und Hilfestellungen geben. Gemeinsam haben wir diese Situation meistern können. Auch die Kundengespräche sind virtuell, wie schon erwähnt, gut gelungen. Die größte Herausforderung war hierbei wahrscheinlich, alles gleichzeitig und von einem Tag auf den anderen umzustellen. Das ist für kein Unternehmen einfach.

SQUT: Ein Teil der Mitarbeiter hat ja bei Ihnen auch schon vorher im Home-Office gearbeitet. War es im Rückblick auf die Mitarbeiterführung ein Selbstläufer, Ihre komplette Mannschaft ins Home-Office zu verlagern?

G. Knipper: Es stimmt, dass viele Mitarbeiter schon vorher im Home-Office gearbeitet haben, das hat selbstverständlich geholfen und die Umstellung einfacher gemacht. Andere Unternehmen haben bis zur Coronakrise kein Home-Office angeboten. Deren Mitarbeiter standen also plötzlich vor einer völlig unbekannten Situation und mussten sich erst einmal zurechtfinden. Da waren wir klar besser vorbereitet, trotzdem kann von Selbstläufer keine Rede sein. Mitarbeiterführung lebt eben auch von einem offenen und persönlichen Austausch, der remote schwieriger durchzuführen ist. Auch für uns gab es in der Zeit des kompletten Lockdowns viele Dinge, die wir ausprobiert haben. Manche davon haben funktioniert, manche nicht – im Endeffekt haben wir viel gelernt und können jetzt vieles besser machen.

SQUT: Gibt es ein Zurück zum Status vor Covid-19 oder welche Spuren hat diese außergewöhnliche Herausforderung bei Ihnen im Hause hinterlassen?

G. Knipper: Ein Zurück zu Pre-Corona wird es aus unserer Sicht nicht geben können, dazu hat die extreme Situation zu viel verändert. Viele Unternehmen haben gelernt, dass Home-Office funktioniert und Mitarbeiter dort teilweise produktiver sind als im Büro. Und auch die Mitarbeiter haben die Vorteile erkannt. Schaut man sich aktuelle Studien an, wird klar, dass sich viele Mitarbeiter ein Hybrid-Modell wünschen, also zwei bis drei Tage in der Woche Home-Office und zwei bis drei Tage Präsenz im Büro. Das deckt sich auch mit dem Trend, den wir bereits vor Corona beobachten konnten. Gerade die jüngere Generation wünscht sich mehr Flexibilität bei Arbeitsort und -zeit. Unternehmen tun also gut daran, umzudenken, wenn sie für junge Talente attraktiv bleiben und so nachhaltig ihren Bedarf an neuen Mitarbeitern decken wollen.

Tatsächlich hat uns diese außergewöhnliche Herausforderung mit vielen guten Argumenten versorgt, um Unternehmen wachzurütteln, die sich zuvor neuen Optionen gegenüber verschlossen hatten. Gerade bei Supply Chain und Warenlieferung standen wir selbst aber natürlich auch vor großen Herausforderungen. Transparenz und Offenheit sind dazu wichtiger denn je und können in vielen Situationen der Schlüssel zu einer guten Lösung sein. Es gab auch neue Erkenntnisse: Verkaufs- oder Mitarbeitergespräche konnten wir uns nur schwer über Video vorstellen und haben festgestellt, auch das funktioniert gut. Aber bei allen Lobliedern auf Video und seine Möglichkeiten will ich auch ehrlich sein: Jeden einzelnen Call über Video zu machen, kann anstrengend werden. Man ist konzentrierter, weil man ja die Gesprächsteilnehmer sieht und neben dem gesprochenen Wort auch deren Körpersprache verfolgt. Außerdem sehen einen auch die anderen und man muss sich entsprechend disziplinierter verhalten. Noch ein Grund mehr, warum eine Hybrid-Lösung aus Home-Office und Büropräsenz sinnvoll ist und Kunden die richtige Balance finden müssen.

SQUT: Gibt es etwas, was Sie im Nachgang anders gemacht hätten bzw. wenn es zu einem zweiten Lockdown kommt, was Sie anders machen werden?

G. Knipper: Wir sind mit der Situation nach bestem Wissen und Gewissen umgegangen. Viele Dinge haben wir erst durch den Lockdown gelernt, es ist also schwierig zu sagen, was wir hätten anders oder besser machen können. Für einen zweiten Lockdown sind wir entsprechend besser vorbereitet und können mit dem erworbenen Wissen viele Situationen optimaler angehen.  

SQUT: Was können Sie anderen Unternehmen als Tipp für die Zukunft mit auf den Weg geben?

G. Knipper: Besonders zwei Dinge möchten wir Unternehmen mit auf den Weg geben: Zunächst sollten sie aus den Erfahrungen mit dem Lockdown lernen und sich vorbereiten. Wir hoffen natürlich nicht, dass ein solcher oder ähnlicher Worst Case noch einmal auf uns zukommt, doch wenn, sollte er Unternehmen nicht noch einmal unvorbereitet treffen. Die meisten Unternehmen sind am Anfang des Lockdowns erst einmal in Hektik verfallen, weil sie nicht wussten, wie sie damit umgehen sollen. Mit den Erfahrungen, die sie jetzt gemacht haben, sollten sie sich mit Vernunft und guter Planung einen Plan B in die Schublade legen, auf den sie im Ernstfall zurückgreifen können. Das stellt vor allem sicher, dass die Arbeit dann größtenteils problemlos umgestellt werden kann und ungehindert weitergeht. Zu einem solchen Plan B darf dann aber nicht nur die Technik gehören, sondern auch die Mitarbeiter müssen darauf vorbereitet werden, beispielsweise durch Trainings, wie man sich im Home-Office optimal organisiert und strukturiert. 

Der zweite Tipp bezieht sich auf das „New Normal“, also die neue Arbeitssituation nach Corona. Hier hoffen wir, dass Unternehmen ebenfalls aus der Krise lernen und ihren Mitarbeitern neue Arbeitsmodelle bieten. Besonders die bereits angesprochenen hybriden Möglichkeiten kommen den Wünschen der Mitarbeiter entgegen – natürlich immer abhängig vom individuellen Mitarbeiter und dem Job, dem er nachgeht. Bei diesen derzeitigen Überlegungen stellen Unternehmen gerade viele Dinge auf den Prüfstand, die sie vor der Krise gewohnt waren und für nötig hielten. Jetzt fragen Firmen sich: Wie nachhaltig und unverzichtbar sind diese Dinge eigentlich? Ein Beispiel sind Büroflächen: Braucht man jetzt noch große Büroflächen, wenn man auf hybride Arbeitsmodelle umstellt und nicht mehr alle Mitarbeiter ständig im Büro sind? Kann man hier nicht eher Kosten sparen und auch im Sinne der Nachhaltigkeit agieren, wenn nicht mehr jeder Mitarbeiter täglich ins Büro pendelt? 

Fest steht: Eine starre Rückkehr zur Situation vor Corona darf es nicht geben, das würde Unternehmen in der nächsten Krise erneut vor dieselben Schwierigkeiten stellen. 

SQUT: Werden wir Jabra wieder mit einem Stand auf der CCW 2021 treffen?

G. Knipper: Auf jeden Fall. Unsere Standfläche in Halle 2 ist schon gebucht. Die CCW ist für uns die wichtigste Messe im Jahr. Nirgendwo sonst treffen wir so viele Menschen mit sehr konkreten Vorstellungen und Überlegungen, wie sie ihre Kommunikation und Interaktion mit Kunden, Partnern und Mitarbeitern in jeder Beziehung verbessern können. Dadurch lernen wir enorm viel über die Bedürfnisse in unserem Markt, sowohl auf Entscheider- und Anwenderebene, aber auch von komplementären Technologieanbietern und natürlich von unseren Wiederverkäufern. Die kurzen Wege und das kompakte Konzept schaffen etliche Möglichkeiten, gute Gespräche während der Veranstaltung, aber auch gerade abseits des offiziellen Programms am Abend oder in entspannter Atmosphäre, z. B. beim gemeinsamen Frühstück, zu führen. Kurzum: ein Muss!

SQUT: Was waren für Sie persönlich die größten Einschnitte?

G. Knipper: Für mich persönlich war es schwierig, viele Menschen privat und beruflich nicht mehr treffen zu dürfen oder dann nur einzeln und immer mit einem schlechten Gewissen. Die Lockerungen machen das zwar wieder möglich, aber jetzt treffe ich mich mit meinen Freunden und darf sie nicht mal richtig drücken, sondern nur mit dem Ellenbogen oder sonstigen merkwürdigen Ritualen begrüßen. Das ist natürlich notwendig, aber daran kann ich mich wirklich schwer gewöhnen. Wir sind auch alle große Musikliebhaber in der Familie und wenn ich an die zahlreichen ausgefallenen Konzerte denke, dann fehlt mir wirklich etwas. Aber was sind schon diese Entbehrungen gegen die der Künstler, Veranstalter und von diesen Events lebenden Dienstleistern und Selbstständigen.

SQUT: Wo machen Sie dieses Jahr noch Urlaub?

G. Knipper: Im Herbst verbringen wir unseren Urlaub in einem Haus in Holland, nicht Corona-bedingt, das machen wir jedes Jahr. Es ist dort fast so schön wie Zuhause, nur mit dem Bonus von Meer und Strand.

Autor Gregor Knipper

Managing Director EMEA Central Region bei Jabra Business Solutions